In der SPD-Fraktion herrscht anscheinend Fairplay-Modus: Zwar haben sowohl Noch-Fraktionschef Rolf Mützenich als auch andere Abgeordnete in Gesprächen gestern die Feststellung wiederholt, die Verantwortung für weitere Schritte in Richtung einer schwarz-roten Koalition liege bei der Union. Darüber hinaus hielt man sich zurück. Scholz-Sprecher Steffen Hebestreit bestätigte am Rande der Fraktionssitzung nur, dass Friedrich Merz zu Gast im Kanzleramt war. Zur Stimmung oder zum Inhalt des Gesprächs war nichts zu hören.
Inhalte, nicht Personen: Betont wird aber immer wieder, dass es zwar zügig klare Verhältnisse brauche, schon angesichts der angespannten internationalen Lage. Aber auch, dass sich die Partei nach der Wahlniederlage inhaltlich eindeutig positionieren müsse. Ein Abgeordneter, der zum progressiven Flügel der Partei gehört, forderte eine neue, grundsätzliche Aufstellung und weniger Fokus auf personelle Entscheidungen.
Besinnung aufs Programm: „Keine Partei ist koalitionsfähiger, niemand verbiegt sich zum Wohle des Landes so wie wir“, schreibt der baden-württembergische Abgeordnete Andreas Stoch auf seinem Blog. Leider sehe das dann manchmal so aus, als ob die SPD kein Rückgrat hätte. „Dagegen müssen wir dringend etwas tun. Pragmatismus ist wichtig. Programm aber auch.“
Bäumchen, wechsel dich. In Sachen Generationenwechsel, den Parteichef Lars Klingbeil am Montag angekündigt hatte, um sich heute auch – jedenfalls vorerst – zum Fraktionschef wählen zu lassen, fallen keine weiteren Namen. Absehbar ist eine Rochade, wenn die SPD in eine Koalition mit der Union eintritt. Dann muss jemand den Vizekanzler machen. Aus den Reihen der Partei hieß es, Klingbeil sei „äußerst machtaffin“, sehr wahrscheinlich also, dass er das zusätzlich zum Parteivorsitz gern übernehmen würde.