Statt mit dem unbeliebtesten Politiker Deutschlands lieber mit dem beliebtesten an der Spitze in den Wahlkampf zu ziehen? Verrückte Idee. Dennoch haben diese Überlegungen in der SPD den Bundestag erreicht.
Mit Pistorius: Der Abgeordnete Joe Weingarten forderte, seine Partei solle ihren Kandidaten austauschen. Boris Pistorius „hat die Tatkraft, die Nähe zu den Menschen und die Fähigkeit, auch in klarem Deutsch zu sagen, was zu tun ist“, sagte Weingarten der SZ (mehr hier von Georg Ismar). Mit Johannes Arlt spricht sich ein zweiter Abgeordneter für Pistorius aus; er im Tagesspiegel. Dort forderte der frühere Parteivorsitzende Franz Müntefering eine Nominierung des Kanzlerkandidaten auf einem Sonderparteitag; eigentlich eine Aufforderung an Scholz, nicht anzutreten.
Hand aufs Herz. „Es muss jetzt etwas passieren, das kann keine 14 Tage mehr dauern“, sagte Weingarten. Der Abgeordnete stellte damit die Entscheidungsfrage an die Parteiführung: ob sie nämlich die Wahl überhaupt gewinnen will. Es lebte sich auch in einer sogenannten großen Koalition ganz gut – im Zweifel nicht viel schlechter für die heutige zweite Reihe direkt hinter dem Kanzler, wenn der erst einmal ins Altkanzlerbüro verschickt wäre.
Antwort vom Kanzler: Den einflussreichen Menschen in der SPD, die mehr Diplomatie fordern, gab Scholz ein langes Telefonat mit Putin. Es folgte ein russischer Großangriff auf die Ukraine, so viel zum Erfolg des Gesprächs und Scholz' Autorität in Moskau. Zur Frage, ob er auf der Kanzlerkandidatur bestehen werde, sagte Scholz gestern vor dem Abflug nach Brasilien zum G20-Gipfel: „Die SPD und ich, wir sind bereit, in diese Auseinandersetzung zu ziehen, übrigens mit dem Ziel zu gewinnen.“