Im Nachhinein glasklar, was Emmanuel Macron in Michel Barnier sieht, seinem neuen Premierminister.
Vier Vorzüge: Als Altvorderer der Konservativen wird er die Stimmen seiner Partei, Les Républicains, in der Nationalversammlung mitbringen. Als Vertreter alter, gemäßigter Schule wird er auf die Unterstützung von Macrons eigenem Bündnis zählen können. Als 73-Jähriger kommt er keinem Nachwuchs aus Macrons Stall in die Quere, wenn es um die Präsidentschaftswahl 2027 geht. Der rechtsextreme Rassemblement National hat nicht ausgeschlossen, sich bei einem allfälligen Misstrauensvotum von linker Seite zu enthalten. Dann könnte es für einen Weg aus der Sackgasse reichen.
Warum nicht schon eher? Plausibilität ist das eine, aber für Macron schien es nach Angaben aus dem Élysée ja auch plausibel, mit der Auflösung der Nationalversammlung im Juni die größtmögliche Kirmes anzurichten. Barnier freilich hatte schon mit wirklich wirrer politischer Lage zu tun, während seiner Zeit als Brexit-Verhandlungsführer der EU.
Auffrischung: Barnier war zweimal EU-Kommissar, zweimal französischer Minister, Chef der Olympischen Winterspiele in Albertville. Er ist ein Sportsmann aus den Alpen und hart genug für den Job: Einmal beim Interview in seinem Büro in Brüssel zog er ein Bein leicht nach – pardon, sagte er, sein Anzug tadellos wie immer, vorgestern habe ich eine neue Hüfte bekommen.