Angesichts der Erfolge der AfD in Umfragen und Wahlen überlegt knapp ein Zehntel (9,3 Prozent) der befragten Menschen mit Migrationshintergrund ernsthaft, Deutschland zu verlassen. Das zeigt eine Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), die heute vorgestellt wird und SZ Dossier vorliegt. Ungefähr jede vierte Person mit Migrationshintergrund denkt demnach zumindest hypothetisch darüber nach auszuwandern.
Am stärksten betroffen: Am höchsten sind die Werte bei Menschen aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Von ihnen haben 18,9 Prozent der Befragten tatsächliche Pläne auszuwandern, 27,3 Prozent denken darüber nach. Unter Menschen ohne Migrationshintergrund haben knapp zwei Prozent konkrete Ausreisepläne, fast zwölf Prozent immerhin hypothetische.
Umzug innerhalb Deutschlands: Höher sind die Werte, wenn es darum geht, zwar nicht Deutschland zu verlassen, aber das Bundesland zu wechseln, wenn die AfD im eigenen Bundesland Teil einer Landesregierung werden sollte. Angesichts dieses Szenarios haben 12,5 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund Pläne, den Standort zu wechseln. Mehr als ein Drittel denkt darüber nach. Unter Menschen ohne Migrationshintergrund sind es 3,4 Prozent mit realen Absichten abzuwandern; 14,6 Prozent spielen mit dem Gedanken.
Wer bleibt und wer geht? „Solche Pläne lassen sich vor allem von Personen realisieren, die auch bestimmte Mittel und Möglichkeiten dazu haben“, sagte der Soziologe Gert Pickel von der Universität Leipzig, einer der Autoren der Studie. „Die Personen mit höherem Bildungsstand, mit höherem Wissen, mit höherem Know-how sind eher die, die das Land verlassen.“
Das gesellschaftliche Klima: Also speziell jene Menschen, die davon ausgehen können, dass sie auch woanders einen Arbeitsplatz bekommen werden, sagte Pickel SZ Dossier. Das könne sich gerade auf den Fachkräftemangel in einer Region massiv auswirken. Und es hätte auch soziokulturelle Folgen und Auswirkungen auf das gesellschaftliche Klima in den Gebieten.
Was „Remigration“ auslöst: Die Pläne der AfD für „Remigration“, also die massenhafte Ausweisung von Menschen, lehnen knapp 85 Prozent der Befragten ab. Auffällig ist: Laut der Studie stehen sogar knapp drei von zehn AfD-Anhängern (28,9 Prozent) diesen Plänen kritisch gegenüber.